Der rote Faden

Immer schon hat mich das Bild des roten Fadens fasziniert und inspiriert – ein lebendiges Etwas, das in uns angelegt ist, damit wir Menschen uns im Labyrinth des Lebens auf der Erde besser orientieren können.

Rückblickend kann ich sehen, daß mein roter Faden bei bestimmten Tätigkeiten, in bestimmten Situationen und Umständen aufgeleuchtet ist – wenn ich von etwas be-geist-ert war, wenn ich das Gefühl hatte, ganz in meinem Element zu sein, selbstvergessen und ganz präsent, ganz da im Hier & Jetzt, ganz Ich.

Das hab ich vor allem beim Tanzen erlebt, beim Singen, beim Wandern und einfach Sein in der Natur, beim Reisen, bei diversen kreativen Tätigkeiten, im Liebesspiel, bei Bewegungs-Meditationen, bei inneren Forschungsreisen mit der Hilfe von Pflanzenmedizinen, in der Stille… und in jüngeren Jahren beim Klettern und Schitourengehen…

Nicht aufgeleuchtet hat der rote Faden in der Schule, nicht an der Uni, auch nicht in meiner Tätigkeit als Ärztin, manchmal wohl in der therapeutischen Arbeit… also viele Sackgassen (die wohl auch ihren Sinne gehabt haben?), weil ich das gelegentliche Aufleuchten des roten Fadens, die Freude die damit verbunden ist, nicht wirklich als wichtig und wegweisend empfunden hab; zu stark war noch der Druck und die Beeinflussung von aussen, zu sehr war der innere rote Faden zugemüllt von den Erwartungen der Familie und der auf Leistung getrimmten Gesellschaft.

Nie hätte ich mir früher zugestehen können, daß Tanzen, Tönen, Singen, einfach In-Stille-Sein, Improvisieren – also spielend Kreativ-Sein heilsam und wichtig sein könnte, völlig ausreichend, wunderbar!

Da war zwar immer schon der Wunsch und die Vision der „heilenden Kreativität“, also die Verbindung von heilsamem Tiefgang mit kreativem Tun, aber es hat lange gedauert, bis ich wirklich sicher war, daß es genau das ist – das ist der rote Faden! Und dieser rote Faden hat natürlich zu tun mit meiner Essenz, mit meinen innersten Gaben, die wirksam sein wollen in der Welt.

In Visionssuchen und Meditationen konnte ich immer wieder mal klar sehen und spüren, was es ist, was diese meine Gaben sind… und immer wieder ist diese Klarheit wie im Nebel verschwommen und wenn mich jemand gefragt hat, was ich denn wirklich gut kann, was meine Begabungen sind, war mir das unangenehm und ich hab irgendwie herumgeredet, konnte das Leuchten des roten Fadens nicht mehr finden.

Mittlerweile hab ich auch verstanden, wieso das so gewesen ist: weil es mir riesig Angst gemacht hätte, mich mit diesen Gaben zu zeigen – mich womöglich Kritik, Spott und Hohn, Unverständnis, Ablehnung, Ausgrenzung auszusetzen – was ich als kleines Kind und wohl auch in anderen Leben sicherlich erlebt habe.

All das ist in Heilung, der rote Faden bleibt sichtbar, leuchtet immer öfter hell auf!

Ganz zentral ist der Atem – das bewußte Wahrnehmen und auch Steuern des Atems; er ist Kraftquelle, Inspirationsquelle, verbindet Erde und Himmel in mir, verankert mich im Körper, befeuert die Bewegungen und trägt Worte und Töne in die Welt und wenn ich mich wirklich auf ihn einlasse, lässt er die rastlosen Gedanken zur Ruhe kommen.

Mein Mantra beim Improvisieren, Meditieren, beim Beginnen eines kreativen Projektes lautet:

„Das Beste geschieht, für mich und für´s Große Ganze“.

Das ist eine Absichtserklärung, nicht eine laue Bitte oder ein frommer Wunsch!

Es hilft mir, wirklich dran zu bleiben, mich immer wieder getreulich drauf auszurichten –

Das Beste geschieht…

Wie? Und was ist das Beste?

Das Beste darf geschehen, es geschieht einfach…

Ich, mein kleines begrenztes Ich weiß nicht, was grad das Beste ist, aber eine größere Weisheit weiß es… mit ihr in Verbindung zu kommen, darum geht´s mir und was mir dabei hilft – und da schließt sich der Kreis – ist das bewußte Atmen, mich erden und himmeln, mich im Herzen zentrieren und dann geschehen Bewegungen und kommen Töne wie von selbst, oder auch nicht – dann will eben grad Stille sein.

Was ich auch sehr hilfreich finde: mich immer wieder dran zu erinnern, die Kiefer zu entspannen und im Nacken loszulassen.

Mit dieser Klarheit und den in Heilung begriffenen alten Ängsten fühl ich eine beglückende, inspirierte Aufbruchstimmung und ich bin sicher, daß mein neues Zuhause ein sehr geeigneter und einladender Ort sein wird, um meine Gaben zu leben, spielerisch zum Ausdruck zu bringen- auch im Zusammenwirken mit anderen ähnlich gestrickten Menschen! Ahoi!