Good things happen, when you smile!

Diesen netten Spruch hab ich gestern auf dem T-Shirt einer jungen Frau in der Tram gesehen und er kam mir gerade recht!

Wenn ich länger allein bin – nun schon fast zwei Wochen lang hier in Budapest, dann werd ich oft ein bißl muffig, kritisch, zieh mich mehr in mich zurück und vermisse zwar anregende Begegnungen und Gespräche, tue aber nichts, daß es passieren könnte!

Im Gegenteil – ich beäuge manche andere Gäste auf dem Campingplatz eher skeptisch, vor allem die in ihren riesigen Luxus-Wohnmobilen; außerdem sind eigentlich nur Paare oder Familien unterwegs, Allein-Reisende gibt es so gut wie gar nicht…

Die meisten Leute kommen mir dann muffig vor, sie grüßen nicht, sind so gar nicht kontaktfreudig — Spieglein, Spieglein! Ich bin´s selbst, die kritisch ist, gar nicht wirklich offen für Begegnungen!

In den ersten Tagen hier am Campingplatz war´s noch anders – da bin ich gut genährt (was freudvolle Begegnungen und liebevolle Umarmungen anbelangt), offen und beschwingt vom Tanzen gekommen und hatte immer wieder nette Gespräche mit meinem Nachbarn – bis er nach drei Tagen abgereist ist mit Frau und Enkelkind.

Seither war „Schweigen im Wald“, außer ab und zu ein kleiner Plausch mit der sehr sympathischen Besitzerin des Campingplatzes.

Also hab ich mich in den tollen, fast 700 Seiten dicken Roman vertieft („Die kleine Last der großen Dinge“) – gut geschrieben, mit Tiefgang, berührend und mit spannender Handlung. Ein echter Lesegenuß, ein Abtauchen in fremde Welten und sicher auch eine kleine Flucht vor dem Mich-Einsam-Fühlen.

Das war schon als Kind eine hilfreiche Strategie! Es ist beides: die Liebe zu guter Literatur und der Versuch, die Schärfe der Einsamkeit abzumildern und die scheinbare Leere mit (fremden) Geschichten zu füllen.

Das Schreiben hatte früher eher die umgekehrte Funktion: ein Mich-Frei-Schreiben von einem Übermaß an Emotionen, von inneren Kämpfen und Konflikten; es war der Versuch, die schmerzenden Knoten und Knäuel im Inneren aufzudröseln, quälende Fragen zu klären und den roten Faden wieder zu finden – Orientierung, Gleichgewicht, Lebensmut. Das hat bis zu einem gewissen Grad ja auch geholfen!

Mittlerweile hat sich Gott sei Dank so vieles in mir beruhigt, gelöst, geklärt; der Zugang zum Herzen, zur Lebensfreude ist viel leichter geworden, das Vertrauen ins Leben, in mein Geführt- und Geliebtsein ist stark gewachsen und der rote Faden klar erkennbar. Schreiben heute geschieht also viel mehr aus Lust am Schreiben und aus dem Wunsch, andere Menschen teilhaben zu lassen an meinen Erfahrungen.

Good things happen, when you smile!

Beim Lesen dieses Spruchs hat etwas in mir die Ohren gespitzt und gleich mit anderen Augen die Menschen, die Welt gesehen – freundlicher, mit einem kleinen feinen Lächeln und die Welt ändert sich sofort, lächelt klein und fein zurück. Spieglein, Spieglein!

Oft warte ich unbewußt, daß jemand auf mich zugeht, mich anspricht, mich anlächelt und es ist gut mich zu erinnern (oder daran erinnert zu werden – so wie durch das T-Shirt – danke, danke!), daß es umgekehrt geht, daß – wenn ich Lust auf Kontakt hab – ich den ersten Schritt machen kann…

Seit diesem Hinweis auf dem T-Shirt der Frau pflege ich dieses innere Lächeln und bald danach hat sich in der Küche des Campingplatzes ein interessantes Gespräch mit einem netten Mann ergeben – einfach so!

Good things happen, when I smile! It´s so true!

Zum Glück hat das Buch, das ich gestern begonnen hab zu lesen („Unrast“ von der gefeierten polnischen Autorin Olga Tokarczuk) nicht diese Sogwirkung wie der letzte Roman und so wende ich mich wieder mit mehr Interesse meiner unmittelbaren Umgebung zu – den Menschen im Café, der Musik, der Schönheit um mich herum – bin also wieder viel öfter im Hier & Jetzt, in dieser Fülle an Eindrücken, Empfindungen, Wahrnehmungen, wohlwollend, dankbar, mit einem inneren Lächeln!