Seit Jahren fühle ich – mal mehr, mal weniger – den Wunsch, aus meiner zwar schönen, aber eben Wohnblock-Wohnung im 4. Stock auszuziehen, runter auf die Erde, in ein Haus oder zumindest in eine Wohnung mit Garten. Immer wieder hab ich mir im internet die Rund- oder Domhäuser des Architekten Reinhard Hesse angeschaut, die mir noch besser gefallen als die Jurten, die ich in den letzten jahren besuchen durfte.
Es war ein längeres, inneres Hin und Her, wie ich meine Wohnsituation verändern möchte…. aus einem Gemeinschaftswohnprojekt vor einigen Jahren ist nix geworden, auch nicht aus einem Wohnversuch im Mühlviertel im letzten Winter; im Vorjahr innere Anläufe, die Mieter meines Hauses, das ich nach dem Tod meiner Mutter geerbt habe, zu kündigen – dann doch wieder Zweifel…
erst nach dem Tod einer lang-langjährigen guten Freundin heuer im Frühjahr, die ich bis zum Schluß begleiten durfte,
war klar: jetzt ist es Zeit zu handeln! ein neuer, kräftiger Lebensschub nach all diesen Wochen, in denen der Tod so präsent war….
den Mietern gekündigt, angefangen konkret nach einem Stück Land zu suchen, einige Domhäuser mit ihren liebenswerten, interessanten Bewohnern besucht, Reinhard Hesse, den Architekten, kennengelernt – und schon war/bin ich mittendrin in einer AbenteuerReise , wie sie spannender nicht sein könnte!
eine meiner Erkundungsfahrten Anfanf Juni war besonders magisch und symbolträchtig: zunächst 2 Grundstücke in OÖ angeschaut, wieder nix, bin ungeduldig und etwas niedergeschlagen… bei einem Spaziergang auf einmal mitten im Wald ein Labyrinth…. langsam geh ich die verwinkelten Wege, Schritt für Schritt, bis zum Zentrum…ankommen! ja, so fühlt sich ankommen an! Lieber Körper, merk es dir und sags mir, wenn wir am richtigen Platz angelangt sind! und warum nicht auch den Weg dorthin bewußt erleben und genießen??!
neben dem Labyrinth das Schild mit Text – genau die richtigen Worte in diesem Moment:
danach der Besuch des free-Doms in Peuerbach (sehr inspirierend!) und dann der klare Impuls: ich will zur Donauschlinge nach Schlögen! an der Donau angekommen, etwa 15 km vor Schlögen: ein Fahrverbotsschild! kann doch nicht wahr sein!?
Fahre zum nächsten Haus, frage nach, der Mann ist Bauarbeiter – derzeit sei Schlögen nicht erreichbar, meint er – zunächst; dann: na ja, der neue Belag wird eh schon trocken sein… wenn´S langsam fahren…
und so erreiche ich langsam, aber sicher Schlögen, den Zielort, „Ort meiner Träume“ für heute Abend und Nacht (netter Campingplatz)!
Nach ziemlich genau 10 Jahren wieder zurückgekehrt! Für mich ist die Donauschlinge ein magischer, ein sehr spezieller Kraftort!
Damals, 2004 – nach mehreren Jahren in Mexico – zurück in Österreich, burn out, Rückzug –– die Donauschlinge, wo der Fluß einige Kilometer quasi wieder zurückfließt, war mir damals ein Symbol für diesen beginnenden Rückzug, der viele Jahre dauern sollte…. wie ein rückläufiger Planet!
der Abend, die Nacht wunderschön; am Donauufer finde ich meine „private“Zahlenmystik“: die
!!! von der steifen 4 (u.a.meine derzeitige hausnummer!) einen Schritt weiter in die 5 (für mich eine sehr weibliche Zahl); die 9 für mich eine Glückszahl; 9×2= 18 — 18 Spanten für mein Rundhaus!
in der Früh die Donau zunächst nebelverhangen
dann, von einer Anhöhe aus, der blick von oben auf die Donauschlinge
nachdem die Nebel sich gelichtet haben, fällt mir vor allem die kraftvolle Kurve auf, in der die Donau ihre „Rückläufigkeit“ verlässt! es ist klar: die Phase meiner „Rückläufigkeit“ ist nun endgültig vorbei! Wie schön…. bin voller Dankbarkeit, hier sein zu dürfen!
nun, einige wochen später, ist mir klar, WIE symbolträchtig diese scheinbare Fahrverbotssituation gewesen ist! Sie ist inzwischen in den verschiedensten Verkleidungen immer wieder aufgetaucht und will mich offenbar lehren, mich nicht von auftauchenden Hindernissen vorschnell entmutigen zu lassen! Dranbleiben! die Übung immer wieder: innehalten, durchatmen, wahrnehmen, was sich in mir abspielt ohne sofort zu reagieren, den ursprünglichen freudvollen Impuls erinnern! in oberflächlichen Schichten immer wieder mal Verwirrung, Ängstlichkeiten…. demgegenüber – in der Tiefe – das JA, das trägt und das die Zweifel wegschmelzen läßt.
ich liebe es, die magischen Fundstücke am Wegesrand einzusammeln und – zB in einer Collage – neu zusammenzufügen!
Vor einigen Wochen war ich bei einer Bekannten in Tirol, die sehr spürig und hellsichtig ist; ab und zu hilft sie mir, etwas zu klären; wie aus heiterem Himmel spricht sie Bäume an – ob ich Trauerweiden mag, Ahorn, Kastanien? Ohne erkenntlichen Zusammenhang… ja sicher mag ich auch diese Bäume….
Vor einigen Tagen wurde ich zu einem Grundstück in Goldegg geführt – mir ist schon beim Näherkommen das Herz aufgegangen, am Eck ein alter Heustadl mit einem duftenden Hollerstrauch davor, wilde Rosen am Briefkasten…! und: ein Ahorn, gegenüber eine Trauerweide und im dritten Eck: ein Kastanienbaum! Ich geh fast in die Knie…. alles scheint zu passen – es ist wie Liebe auf den ersten Blick, mein Körper sagt Ja, wir sind da! Allerdings ist der Preis mindestens dreimal so hoch als er in meiner Vorstellung sein dürfte!
ein paar Tage später ein zweiter Besuch, wieder Freude an diesem schönen Stück Land, an den Bäumen, an der Ruhe und besonderen Atmosphäre; dann das Gespräch mit einer Nachbarin, die auf mein Nahcfragen alles mögliche beklagt: Lärm, schlecht geräumte Straßen im Winter, die Einheimischen nicht gerade zugänglich…. Das Gespräch tut seine Wirkung – alte Ängste kommen hoch (ewige Außenseiterin zu bleiben – was am Land unangenehmer sein könnte als in der Anonymität einer Stadt… und überhaupt Pongau … dunkle Berge, verschlossene Menschen…blablabla.) erstaunlich, wie schnell die Gedanken alles zum Kippen bringen können, von der Freude in die Bedrücktheit und Verunsicherung; vielleicht aber auch von der blauäugigen ersten „Verliebheit“ in eine Sicht der Dinge, die eben auch mögliche Schattenseiten erkennt – mittlerweile kommt sie ja jeweils ganz schnell, die Ernüchterung – ruckzuck…
Ja, es darf sein, genau so und ich kann einfach weiter üben, all die Gedanken/Gefühle wahrzunehmen, ohne sie für absolut wahr zu halten! Bingo!
Und es ist doch ein sehr schönes Grundstück, mit Trauerweide, Ahorn, Kastanie, Hollerstrauch…. und gleich gegenüber wilde Rosen! Unter der Erde Mauerreste von einem römischen Gutshof! Spannend!
Warum es mich drängt, die Stufen, Etappen und Hindernisse dieser Reise niederzuschreiben? Weil sie mir so wichtig ist – nicht nur, was so alles im Außen geschieht, sondern vor allem auch die Innenseite… was passiert da wirklich auf inneren und innersten Ebenen?! Ich muß immer wieder an die (archetypische) Heldenreise denken – die ja wahrlich kein Sonntagsspaziergang ist, die gegründet ist in der Sehnsucht nach Wandlung, nach dem Freiwerden unserer höheren Möglichkeiten als Mensch. Heldenreise – Metapher für unsere LebensReise, ev. auch für einen speziellen Abschnitt. Ist das eine typisch männliche Geschichte? Passt sie für mich, als Frau? Heldin? Kriegerin? Qualitäten wie Standhaftigkeit, tun-was-zu-tun –ist, Beherztheit, Gelassenheit (nicht auf jeden dahergelaufenen Gedanken reinfallen) wollen ent-wickelt werden; ob diese eher männlich oder weiblich sind, ist eigentlich egal…
Vor kurzem hab ich den Film „Spuren“ gesehen: eine Frau, die alleine (mit ihrem Hund und vier Kamelen!) die australische Wüste durchquert – wahrhaft eine Heldinnen-Reise!
„Life begins at the end of your comfort zone“ – heute gelesen – passt dazu!