Archiv für den Monat: Mai 2025

OBEN UNTEN

Vor ziemlich genau einem halben Jahr, im Spätherbst, war ich OBEN – OBEN in der Freude, in Begeisterung, im Zauber des Beginnens

Jetzt, genau gegenüber im Jahreskreis, im Wonnemonat Mai, bin ich UNTEN – belastet, enttäuscht, ärgerlich, geschwächt

Manchmal hoch…. manchmal runter… ….. ….. oben unten, dasselbe. Und auch verschieden…!“ Als ich an diesem innerlich trüben Spätnachmittag heute den Roman, den ich gerade lese, aufschlage (Geschichte für einen Augenblick von Ruth Ozeki), stehen da diese Sätze… eine Figur im Roman träumt von einer alten weisen japanischen Nonne (Zen), die diese Worte in einen Computer schreibt.

Passt genau! Bingo! Danke! Derartige „Zufälle“, besser gesagt Synchronizitäten faszinieren mich immer wieder!

Im Herbst letzten Jahres hab ich diesen alten Hof hier im Weinviertel gekauft, es hat alles so gut und freundlich begonnen! Oben! Ideen sind reingepurzelt, Inspirationen, was hier alles enstehen und stattfinden könnte, die tolle Zusammenarbeit mit meiner Architektin, die auch meine Nachbarin ist und mittlerweile gute Freundin!

Un jetzt? Ein Tiefpunkt in Bezug auf die Finanzen. Und in Bezug auf meine Stimmung! Allein das Umbauen und Renovieren des ersten Teils (meines zukünftigen Wohnbereiches), wird um einiges mehr kosten als mein Budget für die Renovierung des gesamten Hofes! Das ist mir genau heute durch ein offenes Gespräch mit Maria (der Architektin) erst so richtig klar geworden. Und das bringt mich ziemlich an meine Grenzen – mein Geld schwindet dahin – viel mehr als geplant, viel schneller als erwartet.

Ein Teil in mir ist innerlich erstarrt als Reaktion auf diese Erkenntnis, total erschrocken und sieht nur mehr schwarz (... jetzt geht gar nix mehr… das Geld reicht nicht aus… jetzt können wir all die tollen Ideen nicht mehr verwirklichen, nur mehr das AllerAllernotwendigste usw… usw… ).

Er (dieser Teil) läßt den Kopf hängen, denkt all diese negativen Gedanken, fühlt sich eng und kraftlos… was ist das Gegenteil von Begeisterung? Ent-geisterung? Verdunkelung? Erstarrung?

Und gleichzeitig kann ich spüren und weiß: es ist nur ein Teil von mir, der so düster drauf ist, nicht mein ganzes ICH! Ich merke, es gibt tatsächlich eine Kraft in mir, die weitgehend unberührt ist von diesen äußeren Geschehnissen, die sich nicht mit runterziehen läßt!

In der Meditation vorhin durfte ich diesen inneren Frieden wieder erleben. Gott sei Dank!

Und auf einmal war mir klar: es ist wichtig, mich jetzt NICHT in die Enge treiben zu lassen (durch widrige Umstände), mich NICHT mit diesem pessimistischen Teil zu identifizieren, mich NICHT ins Bockshorn jagen zu lassen (das war mein Leitspruch während der Corona-Jahre!).

In Ruhe meinen Wohnteil fertigstellen lassen, einziehen, richtig ankommen, also Schritt für Schritt… und dann schau ma weiter…

Ich glaub, daß es genau darum geht, daß ich genau das lernen soll: Standfestigkeit, firmeza y amor, die Vision hochhalten, dem Leben vertrauen. Wenn das ganze Vorhaben wirklich stimmt, von Herzen, in der Seele, dann wird es gedeihen und unterstützt werden. Falls nicht, dann nicht, aber das glaub ich nicht; ich hab vielmehr das Gefühl, daß ich hier am richtigen Ort bin, daß ich gerne hier sein möchte! Und was hier entstehen will, das wird sich zeigen, nach und nach…

„Denn wenn wir aus der Seele leben, können wir alles wagen im Leben“ – dieser schöne Satz ist mir auch heute untergekommen! Ja, ich glaube, daß es so ist und mir scheint, das Leben will wissen, ob ich auch wirklich und ganz praktisch danach lebe!

Was ich sicher machen möchte – heuer noch (!) – ist, den Dachboden von der alten, verdreckten Mineralwolle befreien. Das Oberstübchen gehört gereinigt, geklärt, „entgiftet“! Es fühlt sich nicht gut an, unter altem Sondermüll zu leben!

Dafür Geld auszugeben, scheint mir stimmig und setzt ein Zeichen: raus aus der Enge, rein ins Vertrauen!

Mamma mia, was für ein intensiver Prozeß!

Und es wird gut sein, am Ende ist alles gut…

Und wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende… (so heißt es doch...)

Es zieht sich… und zieht sich… und zieht sich…

Freundinnen und Freunde sagen, das sei ganz normal, Baustellen dauern immer viel länger als gedacht und kosten immer viel mehr als man eigentlich hat… oh ja, genau so…

Nun, in der letzten Phase (der Estrich ist trocken, die Wände sind bereits einmal gestrichen, es fehlen eigentlich fast nur mehr die Fliesen am Boden und in den Bädern) hab ich immer wieder mal Tiefpunkte – Streß wegen der Kosten, Ungeduld wegen der langen Dauer, Müdigkeit, Genervtsein weil ich so angehängt bin (nur sehr selten komm ich für höchstens 2-3 Tage weg von der Baustelle)… und das, nachdem ich vorher jahrelang ganz viel und vogelfrei im Camper unterwegs war!) Puhhh!

Aber gut, nun ist eben was anderes dran, es geht um andere Qualitäten: um Geduld, Gelassenheit, Vertrauen, Durchhaltevermögen, Standfestigkeit und vor allem darum, daß ich die ursprüngliche Vision lebendig erhalte… sie ist ja der Grund, warum ich das alles mache!

Das Geldthema ist ein großes! Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich in ein altes Mangeldenken reinfalle: …es geht sich nicht aus… es ist zu wenig… kann ich halt die ehemaligen Ställe nicht ausbauen... der ursprüngliche Plan war, den früheren Hendlstall in ein uriges Gästezimmer zu verwandeln; einen Quertrakt, der wohl auch ein Stall war, in ein tolles großes Wohnzimmer, in dem auch workshops stattfinden könnten; der ehemalige Schweinstall…? wird bleiben – vielleicht könnten ja zwei Minischweine einziehen…? Da darf ich auf die negativen Gedanken aufpassen, daß sie nicht überhand nehmen und somit tatsächlich Mangel kreieren… Vertrauen, Vertrauen,Vertrauen!

Die Aussicht, wieder mit Tieren zu leben, stimmt mich froh! Endlich wieder mit einem Hund – acht Jahre ist es nun schon her, daß mein geliebter Labradorrüde Laurin gestorben ist! Welcher Hund wird wohl diesmal zu mir kommen? Vielleicht auch eine Katze, vielleicht Hasen, vielleicht Hühner, Schweine…???… mal sehen…

Und das erste Mal im Leben selber einen Garten zu haben – das wird auch schön sein! Da tun sich ganz neue Welten auf! Säen, pflanzen, ernten, viel lernen, mehr und mehr Erfahrungen mit den effektiven Mikroorganismen machen, die mich so begeistern… also ja, es gibt Schönes, natürlich! Und ich liebe das Weinviertel, diese weite sanfte Hügellandschaft mit den Weinbergen, den urigen Dörfern, den Kellergassen, die freundlichen, oft auch recht humorvollen Menschen (es rennt da Schmäh!), und: kaum Touristen (!), was ich – von Salzburg kommend – besonders schätze!

Also ja, vieles ist gut hier und wird gut sein in diesem meinem „neuen“ Leben und wenn ich in mir wirklich Ruhe finde, einkehre bei mir, heimkehre, dann kann ich schon immer wieder mal spüren und tief wissen: ALLES IST GUT! Und das ist ein wundervoll entspanntes, friedvolles Gefühl, ein vertrauensvolles Sein.

Etwas Bezauberndes haben meine Nachbarn vor ein paar Tagen in meinem alten Briefkasten (der nicht mehr in Gebrauch ist) entdeckt: ein wollig-kuscheliges Nest mit vier winzig-kleinen Vogeljungen drin!

Anfangs waren fast nur die weit aufgesperrten gelben Schnäbelchen sichtbar und ein bißchen Haut; mittlerweile sind schon die Flügelchen sichtbar und etwas gelb und grün – es ist wunderschön zu sehen, wie sie heranwachsen! Ein Geschenk!