Vor ziemlich genau einem halben Jahr, im Spätherbst, war ich OBEN – OBEN in der Freude, in Begeisterung, im Zauber des Beginnens
Jetzt, genau gegenüber im Jahreskreis, im Wonnemonat Mai, bin ich UNTEN – belastet, enttäuscht, ärgerlich, geschwächt
„Manchmal hoch…. manchmal runter… ….. ….. oben unten, dasselbe. Und auch verschieden…!“ Als ich an diesem innerlich trüben Spätnachmittag heute den Roman, den ich gerade lese, aufschlage (Geschichte für einen Augenblick von Ruth Ozeki), stehen da diese Sätze… eine Figur im Roman träumt von einer alten weisen japanischen Nonne (Zen), die diese Worte in einen Computer schreibt.
Passt genau! Bingo! Danke! Derartige „Zufälle“, besser gesagt Synchronizitäten faszinieren mich immer wieder!
Im Herbst letzten Jahres hab ich diesen alten Hof hier im Weinviertel gekauft, es hat alles so gut und freundlich begonnen! Oben! Ideen sind reingepurzelt, Inspirationen, was hier alles enstehen und stattfinden könnte, die tolle Zusammenarbeit mit meiner Architektin, die auch meine Nachbarin ist und mittlerweile gute Freundin!
Un jetzt? Ein Tiefpunkt in Bezug auf die Finanzen. Und in Bezug auf meine Stimmung! Allein das Umbauen und Renovieren des ersten Teils (meines zukünftigen Wohnbereiches), wird um einiges mehr kosten als mein Budget für die Renovierung des gesamten Hofes! Das ist mir genau heute durch ein offenes Gespräch mit Maria (der Architektin) erst so richtig klar geworden. Und das bringt mich ziemlich an meine Grenzen – mein Geld schwindet dahin – viel mehr als geplant, viel schneller als erwartet.
Ein Teil in mir ist innerlich erstarrt als Reaktion auf diese Erkenntnis, total erschrocken und sieht nur mehr schwarz (... jetzt geht gar nix mehr… das Geld reicht nicht aus… jetzt können wir all die tollen Ideen nicht mehr verwirklichen, nur mehr das AllerAllernotwendigste usw… usw… ).
Er (dieser Teil) läßt den Kopf hängen, denkt all diese negativen Gedanken, fühlt sich eng und kraftlos… was ist das Gegenteil von Begeisterung? Ent-geisterung? Verdunkelung? Erstarrung?
Und gleichzeitig kann ich spüren und weiß: es ist nur ein Teil von mir, der so düster drauf ist, nicht mein ganzes ICH! Ich merke, es gibt tatsächlich eine Kraft in mir, die weitgehend unberührt ist von diesen äußeren Geschehnissen, die sich nicht mit runterziehen läßt!
In der Meditation vorhin durfte ich diesen inneren Frieden wieder erleben. Gott sei Dank!
Und auf einmal war mir klar: es ist wichtig, mich jetzt NICHT in die Enge treiben zu lassen (durch widrige Umstände), mich NICHT mit diesem pessimistischen Teil zu identifizieren, mich NICHT ins Bockshorn jagen zu lassen (das war mein Leitspruch während der Corona-Jahre!).
In Ruhe meinen Wohnteil fertigstellen lassen, einziehen, richtig ankommen, also Schritt für Schritt… und dann schau ma weiter…
Ich glaub, daß es genau darum geht, daß ich genau das lernen soll: Standfestigkeit, firmeza y amor, die Vision hochhalten, dem Leben vertrauen. Wenn das ganze Vorhaben wirklich stimmt, von Herzen, in der Seele, dann wird es gedeihen und unterstützt werden. Falls nicht, dann nicht, aber das glaub ich nicht; ich hab vielmehr das Gefühl, daß ich hier am richtigen Ort bin, daß ich gerne hier sein möchte! Und was hier entstehen will, das wird sich zeigen, nach und nach…
„Denn wenn wir aus der Seele leben, können wir alles wagen im Leben“ – dieser schöne Satz ist mir auch heute untergekommen! Ja, ich glaube, daß es so ist und mir scheint, das Leben will wissen, ob ich auch wirklich und ganz praktisch danach lebe!
Was ich sicher machen möchte – heuer noch (!) – ist, den Dachboden von der alten, verdreckten Mineralwolle befreien. Das Oberstübchen gehört gereinigt, geklärt, „entgiftet“! Es fühlt sich nicht gut an, unter altem Sondermüll zu leben!
Dafür Geld auszugeben, scheint mir stimmig und setzt ein Zeichen: raus aus der Enge, rein ins Vertrauen!
Mamma mia, was für ein intensiver Prozeß!
Und es wird gut sein, am Ende ist alles gut…
Und wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende… (so heißt es doch...)