Wie so oft, passt auch in diesen Tagen der Inhalt (oder jedenfalls bestimmte Aspekte davon) eines berührenden und inspirierenden Romans, den ich gerade lese (Das Bücherschiff des Monsieur Perdu von Nina George) richtig gut zu dem, was ich gerade erlebe.
Es geht (im Roman wie auch bei mir) um Trennung, es geht um Aufbruch, es geht darum, wirklich das zu leben, wofür frau/man brennt und es menschelt sehr in diesem Buch! Als würde die Autorin anschreiben gegen Vereinsamung und die zunehmende Entfremdung der Menschen von sich selbst, von jeder Art von Natürlichkeit und von der Natur, vom Mysterium des Lebens.
Ich sitze gerade im Zug, wir verlassen Budapest, wo ich eine ganze Woche verbracht habe (die ersten Tage intensiv und befreit tanzend in einem fantastischen Tanz-workshop (freies Tanzen, Improvisation) und danach war ich fast jeden Tag bei einer Zahnärztin, die mir mein ungarischer Freund empfohlen hat.
Das war nicht lustig, es war langwierig, zum Teil schmerzhaft und anstrengend, aber sie arbeitet sehr gründlich und genau und ich finde sie sehr sympathisch (es menschelt wohltuend in ihrer gemütlichen, etwas altmodischen Praxis bei ihr zu Hause, mit Blick auf ihren üppigen halbwilden Garten, ohne Assistentinnen werkt sie vor sich hin… ich finde, es menschelt in Ungarn ganz allgemein noch mehr als in vielen anderen, mittel- und westeuropäischen Ländern!)
Nun, die tiefe Arbeit an meinen Zähnen hat gut zu meinen inneren Prozessen gepasst (bereits ältere Baustellen in Ordnung bringen!).
Ja, wir verlassen gerade Budapest und am Himmel zeigt sich ein Regenbogen – wie schön! Als würde er meine versöhnliche, aufbruchsfrohe Stimmung illustrieren und in den Himmel malen…ich fühle große Dankbarkeit!
„Alles endet – das Leid aber auch das Schöne…. was tun, wenn es einen tatsächlich trifft, daß etwas endet – Hoffnung, Vertrauen, die Möglichkeit einer gemeinsamen Liebeswelt…“
Die Autorin fragt, wie das gehen soll, sich für einen Abschied zu wappnen? Ich glaube, es geht gar nicht, nicht wirklich. Es geht um´s Durchleben, mit allen auftauchenden Gefühlen und dann um´s Loslassen, um´s Weitergehen mit einem Regenbogen im Herzen – mit dieser Mischung aus Tränen und Sonnenstrahlen, aus Traurigkeit und Freude über die wiedererlangte innere Freiheit.
Freiheit von einer Beziehung, die zwar aufregend und leidenschaftlich war, aber so gar nicht nährend und nicht wirklich liebevoll (außer ganz zum Schluß!). Einen längeren, gemeinsamen Weg, eine „gemeinsame Liebeswelt“ hab ich nie wirklich gesehen, insofern war die Ent-täuschung nicht so groß, der Abschied aber trotzdem schmerzlich (auch wenn ich ihn selber initiiert hab), einfach weil es sehr besonders war, was wir gemeinsam erlebt haben. In Ungarn hat diese ver-rückte Geschichte begonnen und hier – nach einem halben Jahr – hat sie nun auch wieder geendet.
Das Schöne: es war ein freundlicher, friedlicher Abschied, ohne Groll, ohne Vorwürfe, mit der Aussicht auf eine mögliche, lockere Freundschaft! Das war mein großer Wunsch: ein Abschied mit offenen Herzenstüren!
Im Roman – nach der Frage, wie das gehen soll, sich für einen Abschied zu wappnen – schreibt die Autorin::
„Mit Märchen. Sie schließen den Kreis…. Märchen fassen in ihrer Metaphorik alles ein, was dem Herzen am Ende im Zentrum des Seins wichtig ist. Was bleibt, wenn so vieles andere geht. Freundschaft und Mitgefühl. Güte. Liebe.
Derart „märchenhaft“ darf ich nun den Abschied von diesem Mann erleben!
Gestern war noch die Traurigkeit im Vordergrund (als die Zahnärztin in meinem Zahn herumgebohrt und gestochert hat, sind plötzlich die Tränen reichlich geflossen – Weh auf allen Ebenen! Und sie war so lieb und voller Mitgefühl!
Nach dieser denkwürdigen Zahnbehandlung bin ich zur Entspannung in mein Lieblingscafe in Budapest, ins wunderschöne Cafe Gerbeau gepilgert. Nach einer Weile hat sich eine sehr sympathische Ungarin am Nebentisch niedergelassen – mit ihr eine wunderliebe hübsche Hündin, die sich gleich zu mir gesetzt hat, um sich streicheln zu lassen, immer wieder… ach, hat mir das gut getan, mich getröstet und mein Herz berührt! Diese Hündin – ein sanfter Engel in Hundegestalt!
Dieser ganze schrittweise Loslöse- und Abschiedsprozess hat punktgenau zu den vielbesprochenen, intensiven astrologischen Konstellationen der letzten Zeit gepasst:
Das Loslassen von „Altem“, das uns nicht mehr nährt und dient und das Sich-Öffnen für ganz neue Wege, Perspektiven, Dimensionen. Ich merke auch, wie alte enge Vorstellungen von Beziehung immer brüchiger werden und wie mein Wunsch wächst, auch in diesem Bereich neue Wege zu gehen!
Ich kann die Freude über diese Öffnung gut spüren – das sind die Sonnenstrahlen!
Und die Neu-Freude auf das was kommen mag!
Oh, dieses wilde, herausfordernde wunder-volle Leben!
Nun fahre ich nach Salzburg, meine dortige Wohnung ist seit dem 21.April wieder frei und ich habe ein paar Tage, um meine Habseligkeiten zu ordnen, nochmal auszumisten, was ich nicht mehr brauche und was mir nicht mehr wirklich Freude macht (also Loslassen auch auf dieser Ebene!). Dann geht´s erstmal zurück in den Camper, diesmal Richtung Norden… doch davon später!