Archiv für den Monat: April 2024

Was bleibt, wenn so Vieles geht?

Wie so oft, passt auch in diesen Tagen der Inhalt (oder jedenfalls bestimmte Aspekte davon) eines berührenden und inspirierenden Romans, den ich gerade lese (Das Bücherschiff des Monsieur Perdu von Nina George) richtig gut zu dem, was ich gerade erlebe.

Es geht (im Roman wie auch bei mir) um Trennung, es geht um Aufbruch, es geht darum, wirklich das zu leben, wofür frau/man brennt und es menschelt sehr in diesem Buch! Als würde die Autorin anschreiben gegen Vereinsamung und die zunehmende Entfremdung der Menschen von sich selbst, von jeder Art von Natürlichkeit und von der Natur, vom Mysterium des Lebens.

Ich sitze gerade im Zug, wir verlassen Budapest, wo ich eine ganze Woche verbracht habe (die ersten Tage intensiv und befreit tanzend in einem fantastischen Tanz-workshop (freies Tanzen, Improvisation) und danach war ich fast jeden Tag bei einer Zahnärztin, die mir mein ungarischer Freund empfohlen hat.

Das war nicht lustig, es war langwierig, zum Teil schmerzhaft und anstrengend, aber sie arbeitet sehr gründlich und genau und ich finde sie sehr sympathisch (es menschelt wohltuend in ihrer gemütlichen, etwas altmodischen Praxis bei ihr zu Hause, mit Blick auf ihren üppigen halbwilden Garten, ohne Assistentinnen werkt sie vor sich hin… ich finde, es menschelt in Ungarn ganz allgemein noch mehr als in vielen anderen, mittel- und westeuropäischen Ländern!)

Nun, die tiefe Arbeit an meinen Zähnen hat gut zu meinen inneren Prozessen gepasst (bereits ältere Baustellen in Ordnung bringen!).

Ja, wir verlassen gerade Budapest und am Himmel zeigt sich ein Regenbogen – wie schön! Als würde er meine versöhnliche, aufbruchsfrohe Stimmung illustrieren und in den Himmel malen…ich fühle große Dankbarkeit!

Alles endet – das Leid aber auch das Schöne…. was tun, wenn es einen tatsächlich trifft, daß etwas endet – Hoffnung, Vertrauen, die Möglichkeit einer gemeinsamen Liebeswelt…“

Die Autorin fragt, wie das gehen soll, sich für einen Abschied zu wappnen? Ich glaube, es geht gar nicht, nicht wirklich. Es geht um´s Durchleben, mit allen auftauchenden Gefühlen und dann um´s Loslassen, um´s Weitergehen mit einem Regenbogen im Herzen – mit dieser Mischung aus Tränen und Sonnenstrahlen, aus Traurigkeit und Freude über die wiedererlangte innere Freiheit.

Freiheit von einer Beziehung, die zwar aufregend und leidenschaftlich war, aber so gar nicht nährend und nicht wirklich liebevoll (außer ganz zum Schluß!). Einen längeren, gemeinsamen Weg, eine „gemeinsame Liebeswelt“ hab ich nie wirklich gesehen, insofern war die Ent-täuschung nicht so groß, der Abschied aber trotzdem schmerzlich (auch wenn ich ihn selber initiiert hab), einfach weil es sehr besonders war, was wir gemeinsam erlebt haben. In Ungarn hat diese ver-rückte Geschichte begonnen und hier – nach einem halben Jahr – hat sie nun auch wieder geendet.

Das Schöne: es war ein freundlicher, friedlicher Abschied, ohne Groll, ohne Vorwürfe, mit der Aussicht auf eine mögliche, lockere Freundschaft! Das war mein großer Wunsch: ein Abschied mit offenen Herzenstüren!

Im Roman – nach der Frage, wie das gehen soll, sich für einen Abschied zu wappnen – schreibt die Autorin::

Mit Märchen. Sie schließen den Kreis…. Märchen fassen in ihrer Metaphorik alles ein, was dem Herzen am Ende im Zentrum des Seins wichtig ist. Was bleibt, wenn so vieles andere geht. Freundschaft und Mitgefühl. Güte. Liebe.

Derart „märchenhaft“ darf ich nun den Abschied von diesem Mann erleben!

Gestern war noch die Traurigkeit im Vordergrund (als die Zahnärztin in meinem Zahn herumgebohrt und gestochert hat, sind plötzlich die Tränen reichlich geflossen – Weh auf allen Ebenen! Und sie war so lieb und voller Mitgefühl!

Nach dieser denkwürdigen Zahnbehandlung bin ich zur Entspannung in mein Lieblingscafe in Budapest, ins wunderschöne Cafe Gerbeau gepilgert. Nach einer Weile hat sich eine sehr sympathische Ungarin am Nebentisch niedergelassen – mit ihr eine wunderliebe hübsche Hündin, die sich gleich zu mir gesetzt hat, um sich streicheln zu lassen, immer wieder… ach, hat mir das gut getan, mich getröstet und mein Herz berührt! Diese Hündin – ein sanfter Engel in Hundegestalt!

Dieser ganze schrittweise Loslöse- und Abschiedsprozess hat punktgenau zu den vielbesprochenen, intensiven astrologischen Konstellationen der letzten Zeit gepasst:

Das Loslassen von „Altem“, das uns nicht mehr nährt und dient und das Sich-Öffnen für ganz neue Wege, Perspektiven, Dimensionen. Ich merke auch, wie alte enge Vorstellungen von Beziehung immer brüchiger werden und wie mein Wunsch wächst, auch in diesem Bereich neue Wege zu gehen!

Ich kann die Freude über diese Öffnung gut spüren – das sind die Sonnenstrahlen!

Und die Neu-Freude auf das was kommen mag!

Oh, dieses wilde, herausfordernde wunder-volle Leben!

Nun fahre ich nach Salzburg, meine dortige Wohnung ist seit dem 21.April wieder frei und ich habe ein paar Tage, um meine Habseligkeiten zu ordnen, nochmal auszumisten, was ich nicht mehr brauche und was mir nicht mehr wirklich Freude macht (also Loslassen auch auf dieser Ebene!). Dann geht´s erstmal zurück in den Camper, diesmal Richtung Norden… doch davon später!

Fragen über Fragen!

Die Frage türmen sich wieder mal in meinem Leben, es stehen ganz schön viele Entscheidungen an! Wir treffen ja ständig Entscheidungen – bewußte und unbewußte, kleine und größere, Entscheidungen, die das äußere konkrete Leben betreffen und solche, die mehr das Innenleben betreffen (wie reagiere ich auf eine bestimmte Situation, was sage ich, was sage ich nicht, was antworte ich, wie verhalte ich mich usw….)

Derzeit stehen viele ganz konkrete Entscheidungen an – abgesehen von den kleinen, fast täglichen wie: wo werde ich morgen schlafen – im Camper oder bei Freunden? Will ich mit dem Camper oder mit dem Zug nach Budapest fahren usw….Nun geht´s aber um größere Entscheidungen: will ich diesen goldigen kleinen Hund wirklich zu mir nehmen? was mache ich mit meiner Wohnung, wenn die Bekannte in einer Woche auszieht? will ich weiterhin nomadisch im Camper leben? wie will ich überhaupt weiterhin leben? wo? mit wem? allein? mit Hund…. usw….

Im freien Tanz ist es einfach – da geschehen die Entscheidungen, wie und wohin ich mich bewege, auf jemanden zu oder von jemandem weg oder tanze ich lieber allein – ganz von selbst, aus dem Fluß heraus, ohne drüber nachzudenken! Da sind die Kriterien: was fühlt sich gut und stimmig an? was möchte und sagt mein Körper? wo zieht´s mich hin? ich folge einfach diesen Impulsen und da gibt´s kein Nachdenken, kein Zögern, keine Zweifel! Und natürlich haben diese „Entscheidungen“ wie und wohin ich tanze, keine weitreichenden Folgen außer ob ich danach müde bin weil ich mich anstrenge oder ob ich immer weiter tanzen könnte, weil die Bewegungen wie von selbst geschehen (es tanzt mich!) und daher mühelos sind!

Bei meinen Spaziergängen und Wanderungen gibt es auch immer wieder Entscheidungen zu treffen (vor allem in unbekannten Gegenden): gehe ich bei der Weggabelung nach links oder nach rechts? und bei der nächsten Kreuzung von Wegen wieder… und wieder… oft habe ich ja kein festgelegtes Ziel, sondern möchte einfach die Umgebung erforschen. Dann geh ich bis zur Gabelung der Wege und laß die Körperin entscheiden, wohin sie die Schritte lenkt und natürlich auch, welcher Weg einladender und interessanter aussieht, also wo´s mehr „blinkt“!

Manchmal passieren auch weitreichendere Entscheidungen im „realen Leben“ auf diese mühelos-spielerische Weise – dann, wenn ich gut drauf bin und mir bewußt ist, daß es gar keine falschen Entscheidungen gibt. Dann passiert das „ja“ oder „nein“ einfach aus einem harmonischen Energiefluß heraus – ähnlich wie beim Tanzen oder an den Weggabelungen bei den Wanderungen.

Vor allem in jüngeren Jahren hatte ich oft sehr viel Streß, wenn es um wichtige Entscheidungen ging – richtig aufreibend konnte das viele Nachdenken drüber sein! Mittlerweile fällt es mir doch deutlich leichter drauf zu vertrauen, daß ich zur richtigen Zeit schon spüren und wissen werde, in welche Richtung ich weitergehen möchte – also nahe an die Kreuzung heranzugehen und dann eher intuitiv „nach links oder rechts“ zu gehen – wo´s eben heller „blinkt“! Es lebe die Improvisation!

Einer meiner Lieblings-5Rhythmenlehrer – Peter Fejer aus Ungarn – hat mal einen tollen kleinen Artikel über dieses Thema geschrieben. Er hat mir so gut gefallen, daß ich ihn ausgedruckt und ein paar Zeilen herausgenommen habe:

Nun ist wirklich der Frühling da!

Bis vor Kurzem war für mich die Frühlingsfreude irgendwie überschattet. Ostern hab ich eher ruhig und „farblos“ erlebt und obwohl ja heuer das bunte Blühen und das Sprießen der frischen jungen Blätter fast ein Monat früher als bisher begonnen hat, hab ich dieses wundersame Wiedererwachen der Natur heuer gar nicht so freudvoll erlebt wie sonst. Als wäre irgendwie ein Deckel drauf auf dieser vitalen aufsteigenden Lebenskraft.

Nun war vor drei Tagen – am 8. April – die vielfach und als sehr bedeutsam angekündigte Sonnenfinsternis und in den Tagen davor ist mir dieser „Deckel“ noch schwerer vorgekommen. Ein seit einiger Zeit dahinschwelendes Thema hat sich nochmal zugespitzt und ist richtig akut geworden! Es ging um die Beziehung mit diesem geliebten, „anstrengenden“ Mann aus Ungarn – wieder hat er ein Treffen abgesagt und kaum kommuniziert und es war klar, daß es keinen Sinn hat, so weiter zu machen (was soll ich mit einem Mann, der einfach keine Zeit hat?) … also nochmal ein sehr schmerzlicher innerer Loslass-Prozess mit vielen Tränen (wie schon einmal vor ca. 2 Monaten, vor meiner Marokkoreise).

In der Nacht der Sonnenfinsternis – in einer langen Meditation – ging´s offenbar wirklich darum, nochmal reinzugehen in alte schwere karmische Geschichten, das Licht verdunkelt sich, alles scheint stillzustehen – RESET – so hat sich´s tatsächlich angefühlt für mich. Und dann – der trübe Schatten weicht, das LIcht der Sonne wird wieder spürbar und innerlich sichtbar – mit einer neuen, wundervollen Qualität! Soviel Liebe, wie von alten, nicht mehr lebens- und liebesfähigen Geschichten befreit!

Mit dieser Wiederkehr des Lichtes ist eine klare Vision aufgetaucht: der Wunsch nach einer wirklichen, liebevollen kreativ -ver-rückten Partnerschaft! Nach einem Partner oder einer Partnerin, mit der ich gemeinsam kreative Projekte entwickeln kann, gemeinsam reisen, spielen, werken und improvisieren kann, die LIebe und das Leben feiern kann! Diese Vision ist deutlich und mit großer Freude aufgetaucht und sie hat´s mir leichter gemacht, diesen Mann wirklich loszulassen! Ich genieße diese Vision sehr und lasse sie auch wieder frei, übergebe sie dem Universum. Große Dankbarkeit erfüllt mich, der Wandel von Trübnis in hellen Sonnenschein durfte also doch geschehen! Ein befreites Durchatmen, eine friedvolle Los-Lösung von ihm – ohne jeden Groll, ohne Vorwürfe! Es ist so und es ist niemandes Schuld.

Am Vorabend der Sonnenfinsternis hab ich einen tollen und berührenden Film aus Italien gesehen: „Cé ancora domani“ und er beginnt mit einem alten italienischen Schlager: „Aprite le finestre per il nuovo sole“. Öffnet die Fenster für die neue Sonne! Ja, so fühlt es sich tatsächlich an! Nun ist der Frühling wirklich da – auch für mich!