Archiv für den Monat: September 2024

Good things happen, when you smile!

Diesen netten Spruch hab ich gestern auf dem T-Shirt einer jungen Frau in der Tram gesehen und er kam mir gerade recht!

Wenn ich länger allein bin – nun schon fast zwei Wochen lang hier in Budapest, dann werd ich oft ein bißl muffig, kritisch, zieh mich mehr in mich zurück und vermisse zwar anregende Begegnungen und Gespräche, tue aber nichts, daß es passieren könnte!

Im Gegenteil – ich beäuge manche andere Gäste auf dem Campingplatz eher skeptisch, vor allem die in ihren riesigen Luxus-Wohnmobilen; außerdem sind eigentlich nur Paare oder Familien unterwegs, Allein-Reisende gibt es so gut wie gar nicht…

Die meisten Leute kommen mir dann muffig vor, sie grüßen nicht, sind so gar nicht kontaktfreudig — Spieglein, Spieglein! Ich bin´s selbst, die kritisch ist, gar nicht wirklich offen für Begegnungen!

In den ersten Tagen hier am Campingplatz war´s noch anders – da bin ich gut genährt (was freudvolle Begegnungen und liebevolle Umarmungen anbelangt), offen und beschwingt vom Tanzen gekommen und hatte immer wieder nette Gespräche mit meinem Nachbarn – bis er nach drei Tagen abgereist ist mit Frau und Enkelkind.

Seither war „Schweigen im Wald“, außer ab und zu ein kleiner Plausch mit der sehr sympathischen Besitzerin des Campingplatzes.

Also hab ich mich in den tollen, fast 700 Seiten dicken Roman vertieft („Die kleine Last der großen Dinge“) – gut geschrieben, mit Tiefgang, berührend und mit spannender Handlung. Ein echter Lesegenuß, ein Abtauchen in fremde Welten und sicher auch eine kleine Flucht vor dem Mich-Einsam-Fühlen.

Das war schon als Kind eine hilfreiche Strategie! Es ist beides: die Liebe zu guter Literatur und der Versuch, die Schärfe der Einsamkeit abzumildern und die scheinbare Leere mit (fremden) Geschichten zu füllen.

Das Schreiben hatte früher eher die umgekehrte Funktion: ein Mich-Frei-Schreiben von einem Übermaß an Emotionen, von inneren Kämpfen und Konflikten; es war der Versuch, die schmerzenden Knoten und Knäuel im Inneren aufzudröseln, quälende Fragen zu klären und den roten Faden wieder zu finden – Orientierung, Gleichgewicht, Lebensmut. Das hat bis zu einem gewissen Grad ja auch geholfen!

Mittlerweile hat sich Gott sei Dank so vieles in mir beruhigt, gelöst, geklärt; der Zugang zum Herzen, zur Lebensfreude ist viel leichter geworden, das Vertrauen ins Leben, in mein Geführt- und Geliebtsein ist stark gewachsen und der rote Faden klar erkennbar. Schreiben heute geschieht also viel mehr aus Lust am Schreiben und aus dem Wunsch, andere Menschen teilhaben zu lassen an meinen Erfahrungen.

Good things happen, when you smile!

Beim Lesen dieses Spruchs hat etwas in mir die Ohren gespitzt und gleich mit anderen Augen die Menschen, die Welt gesehen – freundlicher, mit einem kleinen feinen Lächeln und die Welt ändert sich sofort, lächelt klein und fein zurück. Spieglein, Spieglein!

Oft warte ich unbewußt, daß jemand auf mich zugeht, mich anspricht, mich anlächelt und es ist gut mich zu erinnern (oder daran erinnert zu werden – so wie durch das T-Shirt – danke, danke!), daß es umgekehrt geht, daß – wenn ich Lust auf Kontakt hab – ich den ersten Schritt machen kann…

Seit diesem Hinweis auf dem T-Shirt der Frau pflege ich dieses innere Lächeln und bald danach hat sich in der Küche des Campingplatzes ein interessantes Gespräch mit einem netten Mann ergeben – einfach so!

Good things happen, when I smile! It´s so true!

Zum Glück hat das Buch, das ich gestern begonnen hab zu lesen („Unrast“ von der gefeierten polnischen Autorin Olga Tokarczuk) nicht diese Sogwirkung wie der letzte Roman und so wende ich mich wieder mit mehr Interesse meiner unmittelbaren Umgebung zu – den Menschen im Café, der Musik, der Schönheit um mich herum – bin also wieder viel öfter im Hier & Jetzt, in dieser Fülle an Eindrücken, Empfindungen, Wahrnehmungen, wohlwollend, dankbar, mit einem inneren Lächeln!

Geduld, Geduld, Geduld!

Uhhh, da hab ich mir was eingebrockt, mit den Zahnbehandlungen hier in Budapest!

Nachdem ich einen ungarischen Freund hatte, gern in Ungarn bin und vor allem die Füllungen und die Kronen hier wirklich viel günstiger sind als in Österreich, hab ich mir von diesem Freund eine Zahnärztin empfehlen lassen und bin nun schon das dritte Mal hier, jeweils für gut zwei Wochen!

Sie ist sympathisch, sehr kompetent, extrem gründlich und behutsam und: alles dauert extrem lang!

Sie arbeitet in ihrer alten Villa, ohne Assistentin, mit altmodischer Ausrüstung, die mich an meine Kindheit erinnert und wahrscheinlich mit altmodischen Techniken – sehr solide, freundlich, aber – wie gesagt, es braucht gute Nerven und viel Geduld!

Manchmal war ich schon nahe dran, das Ganze abzubrechen, aber mit provisorischen Füllungen und Kronen im Mund (es geht nichts ohne Provisorien!) – doch keine gute Idee!

Ungefähr jeden zweiten Tag pilgere ich zu ihr in ihre altehrwürdige, etwas heruntergekommene Villa in einem herrlich verwilderten üppigen Garten, manchmal auch am Sonntag (!) und nicht selten dauern die Sitzungen zwei bis drei Stunden! Manchmal mit einer Pause, wenn sie sich um ihren Hund oder um sonst irgendwas kümmern muß…

Wenn sie in meinem Mund zugange ist, muß ich ständig den Kopf stark verdrehen, weil ihr altertümlicher Behandlungsstuhl wenig beweglich ist; wenn ich Schmerzen hab, streichelt sie mir liebevoll über die Wange. So ist es einerseits anstrengend und nervig, andererseits liebenswert und sehr menschlich… und wie gesagt: es dauert „ewig“!

Nun, die Zeit hier zieht sich, dehnt sich – unglaublich, wie lange ein Tag sein kann und wie relativ die Zeit ist! Aber gut, so lerne ich eben Budapest und Umgebung kennen – ich vertreibe mir die Zeit (wenn ich nicht bei der Zahnärztin bin) mit Besuchen in Museen und Ausstellungen, hab das schöne barocke Städtchen Szentendre – ein inspirierender Ort, der seit langer Zeit kunstschaffende Menschen anzieht – kennengelernt, geh in Cafés, lese, schreibe, oder bin einfach am Campingplatz – ein sympathischer kleiner Platz im Wald, am Stadtrand von Budapest…

Das ist ja soweit schön und gut, aber ich hab in Österreich was vor, etwas Großes! Das Rennpferd in mir scharrt schon ungeduldig mit den Hufen und will endlich loslaufen! Ich bin nämlich dabei, meine Salzburger Wohnung zu verkaufen und ein altes Bauernhaus im Weinviertel zu kaufen – es ist alles schon fix!

Eine liebe Freundin, von der ich die Wohnung vor 18 Jahren gekauft hab, wird sie nun wieder zurückkaufen und für das Bauernhaus braucht es nur mehr einen Termin, um den Vertrag zu unterschreiben und dann kann´s ja losgehen!

Oh ja, es wird viel, richtig viel zu tun geben (nochmal ausmisten – was nehm ich noch mit in mein „neues Leben? übersiedeln und und vor allem den Hof renovieren!) Und so seh ich diese ruhigen Tage hier in Budapest, wo ich – außer zur Zahnärztin zu gehen – nichts zu tun hab, eben als Ruhe vor dem „Sturm“, was soll´s!

Relax, take it easy, enjoy! Und das geht meist eh recht gut – vor allem deshalb, weil ich mich schon so auf mein „neues Leben“ freue!

Der Bauernhof ist sympathisch, mit freundlicher Atmosphäre und die Räume, Innenhöfe, Stadln, Kellerröhren bieten so viele Möglichkeiten! Laufend kommen mir Ideen, was ich hier alles machen möchte, vor allem mit anderen Menschen! Ich wünsch mir und sehe in dem Hof einen Ort, wo Menschen gerne hinkommen, wo wir gemeinsam kreativ sind, experimentieren, werken, improvisieren und Spielfreude und Verbundenheit erleben.

Ich sehe es als großes kreatives Projekt, im Vertrauen auf meine innere Führung! Es fühlt sich so stimmig und gut an – voll im Einklang mit dem, was mein Herz, was meine Seele sich wünscht und das ist wunderschön!

Mit dieser Perspektive fällt´s mir viel leichter, mich hier noch etwas in Geduld zu üben – was sind schon ein paar Tage, wenn´s dann eh richtig losgeht!?

Abschließend noch ein paar Bilder von Szentendre und von schönen Ausstellungen:

Straßenfest in Szentendre

im Margit Kovacs-Museum in Szentendre (Keramikkünstlerin)

ebenso

Guglhupfmadonna, auch von Margit Kovács

Die folgenden Fotos hab ich in einem sehr schönen Freiluft-Museum in Skanzen bei Szentendre gemacht; alte bäuerliche Architektur aus verschiedenen Regionen Ungarns:

Bücher! Und: mein Buch ist fertig!

Vor ca. 2 Wochen war´s soweit: ich hab mein erstes „richtiges“ Buch erstmals in Händen gehalten, hab´s bestaunt, betastet, dran gerochen (es kam ja frisch aus der Druckerei), hab ihm gesagt, daß ich mich sehr freue, daß es gut gelungen ist und daß es wirklich schön aussieht… und daß ich ihnen, den Büchern, alles Gute wünsche – gute Wege zu lieben Menschen, die sie schätzen, gut behandeln und Freude dran haben, was sie zu sagen haben!

Vor vielen Jahren hab ich mal ein Lyrikbändchen herausgebracht (Betwixt & Between), aber in der Folge nicht viel damit gemacht, außer immer wieder mal eins verschenkt.

Vor ca. 8 Jahren, nachdem mein geliebter Labradorrüde in sein Hundeparadies zurückgekehrt ist, hab ich die „Gespräche mit meinem Hund“ aufgeschrieben und ein kleines, selbstgebundenes Heft draus gemacht. Bald nachdem er gestorben ist, war ich ein paar Wochen in La Palma, bin durch die schwarzsandige, öde und doch auf ganz eigene Art faszinierende Landschaft gewandert (sie hat so gut zu meiner Traurigkeit gepasst!) und hab ihn so vermisst, daß ich einfach nicht aufhören konnte, mit ihm zu kommunizieren. Diese Worte dann aufzuschreiben, hat mir irgendwie gut getan! i

Und nun ein richtiges Buch mit 42 Kapiteln, die alle meinem Blog entnommen sind, mit eigenen Fotos (bis auf ein paar Ausnahmen) und Collagen.

Es war ein angenehmer und leicht fließender Prozess, ohne Zeitdruck, ohne größere Stockungen und Hindernisse, wieder mit der so feinen Hilfe von Helmut Wegenkittl, der schon vielen schönen Büchern bei ihrer Entstehung geholfen hat und selbst ein toller Künstler ist. Danke, Helmut!

Bücher! Schon als Kind hab ich das Lesen geliebt und zelebriert! Da gab´s die tollen Abenteuerheftchen mit Berichten von großen Entdeckungen, von Expeditionen zum Nordpol und zum Südpol, vom ersten Flug über den Atlantik, von Erfindungen…

In der Volksschulzeit die Karl May Bücher – ich war begeistert! Wir Kinder, wir waren alle begeistert, haben einzelne Szenen im Wald nachgespielt oder uns welche ausgedacht – in entsprechender Indianerkleidung, mit Pfeil und Bogen, haben uns angeschlichen an die bösen Bleichgesichter, haben uns versteckt, Spuren verwischt, uns geübt im Täuschen und Tarnen, Kriegsgeheul, Marterpfahl… es war so aufregend und lustig!

Dann kamen die Mädchenromane, Heidi zum Beispiel hat mich begeistert! Naja, und so weiter und so weiter…

Diese Liebe zu Büchern und für´s Lesen ist mir natürlich geblieben! Fast nie gehe ich ohne Buch und Schreibheft aus dem Haus bzw. aus meinem rollenden Zuhause und fast immer lese ich mindestens zwei Bücher gleichzeitig: einen guten Roman (derzeit „Die kleine Last der großen Dinge“ – wunderbar! Das Gute ist: er ist dick – mit fast 700 Seiten!) sowie ein interessantes Sachbuch oder ein Inspirationsbuch und immer wieder auch Gedichte.

In Ruth Ozeki´s oben erwähntem Buch geht´s ganz viel um Bücher – um ihr Eigenleben, um ihre Sicht der Dinge, um einen hochsensiblen Jungen, den viele für verrückt erklären und der in Büchern Halt und Ruhe findet…

In einem Abschnitt, in dem „das Buch selbst“ zu Wort kommt, beklagt es die schwindende Bedeutung und Wichtigkeit der Bücher! Es erinnert daran, wie heilig Bücher einst waren, wie sie in Tempeln, in den stillen und geheiligten Hallen von Bibliotheken residierten, „…als Spiegel eures Geistes (das Buch spricht zu den Menschen), als Hüter eurer Vergangenheit, Beweis eurer grenzenlosen Vorstellungskraft und Zeugnis der Unendlichkeit eurer Träume und Wünsche… wir waren stolz darauf, halb lebendig zu sein durch die beseelende Kraft eurer Worte…“ und dann klagt es, daß Bücher für die Menschen wohl doch nur eine vorübergehende Marotte waren – bis zum Auftauchen der nächsten neumodischen Erfindung. Es ereifert sich über den „unbändigen Appetit der Menschen auf immer Neues, der dazu geführt hat, daß „ihr uns vorzeitig altern läßt, damit trotz unserer gewachsenen Zahl unsere Lebenszeit abnimmt… kaum sind wir hergestellt, werden wir auch schon wieder ausgemustert…“ usw… eine grausame Logik sei das, meint das Buch.

Ja, dieser „unbändige Appetit auf immer Neues“, der immer noch mehr zunimmt, wie mir scheint.

Eine manische Getriebenheit, die auch mich immer wieder nervt und die etwas sehr Destruktives hat.

Als eine Buchbinderei (im Roman) geschlossen wird, meint eine Lady: „Wahrscheinlich denken sie, daß wegen des Internets Wörter nicht mehr gebunden sein müssen. Ich persönlich finde das nicht.“ (ich auch nicht!) „Ich glaube, daß Wörter es vorziehen, auf Papier festgehalten zu werden. Sie brauchen Grenzen. Ohne Disziplin und gewisse Einschränkungen könnten sie ja sagen, was sie wollen. Aber ich fürchte, ich bin in dieser Hinsicht ein bißchen altmodisch.“ Ich auch – drum hab ich ja einzelne Blog-Artikeln in gebundene, handfeste Form gebracht!

Ja, meine Buch! Es ist fertig, es kann bestellt, verschickt, weiterempfohlen, weitergegeben werden – ich freu mich drüber, obwohl fast das Schönste ist immer der kreative Prozess selbst – das Schreiben an bestimmten, guten Orten, das Auswählen der Texte und Fotos, das Überarbeiten, das Abstimmen und Zusammenarbeiten mit Helmut und dann, dann halt ich´s auf einmal in Händen!

Diesmal werd ich mehr dranbleiben und besser als bei meinem Lyrikbändchen dafür sorgen, daß sie auf Reisen gehen und nicht in einem Karton verstauben!

Noch ein paar Worte zur Collage auf dem Einband: diese schräge Engelin (eine Freundin hat drin einen Wurschtl gesehen!) ist während der Quarantäne-Zeit nach einer Covid-Infektion vor gut 3 Jahren entstanden. Wenn ich quasi gezwungen bin, nur zu Hause zu sein (anstatt alles mögliche zu erledigen, herumzustreifen in der Natur, Freunde zu treffen, ins Cafe zu gehen…), bleib ich einfach dran am kreativen Werken und so hab ich diese beiden Wochen, trotz schönstem Wetter draussen, tatsächlich als bereichernd und fruchtbar empfunden!

Hatte schon seit längerer Zeit ein Schächtelchen mit Blattgold zu Hause, weil ich mal das Vergolden ausprobieren wollte. Und so hab ich damit gespielt, Kartons damit überzogen, die schönsten Stellen ausgeschnitten, diese Teile ohne jede Absicht herumgeschoben und irgendwie zusammengelegt und auf einmal ist diese Figur entstanden, ganz spielerisch! Ich hab sie dann noch weiter ausgestattet – mit einem meiner kleinen Webstückchen, mit den handgemachten Zwirnknöpfen, die ich so gerne mag (es gibt sie in vielen bunten Farben) et voila, da war sie, die schräge Engelin – gut geerdet und gehimmelt!

Und dann hat sie´sogar auf den Einband meines Buches geschaftt – als kleines „leuchtendes Beispiel“ für die Kunst der Improvisation!