Während ich gerade sinniert habe über meine momentan zwiespältige Haltung zum Schreiben (ich liebe es einerseits und andererseits: warum noch mehr Wörter, noch mehr niedergeschriebene Gedanken in die Welt setzen), ist mir ein Kunstwerk von Joseph Beuys eingefallen, über das ich mal gelesen habe:

Im Museum ein Ort, ein Schild mit Namen des Kunstwerks und des Künstlers und: NICHTS ! zu sehen ist gar nichts – Beuys hat im schöpferischen Prozess schrittweise alles Materielle weggelassen, also reduziert, reduziert…. um sich bis zur Essenz vorzuarbeiten;  diese Essenz ist reine Energie, Information – für die Augen eben nicht mehr sichtbar – aber als Präsenz wohl spürbar (hätte ich gerne erlebt!).

Und das erinnert mich wiederum an einen Wunsch, den ich schon öfters hatte: ein Buch, oder zumindest ein Gedicht der inneren Stille zu schreiben; nach und nach die Wörter zurückzunehmen, in dem Maß, wie die Erfahrung der Stille in mir/um mich herum lebendig wird. Der Geist dieser Stille  – stell ich mir vor, wünsche ich mir – möge in den weißen Seiten des Buches leben, atmen und die „Leser“ friedvoll „befallen“, sobald sie das Buch aufschlagen….

Stille installieren, Stille-Installation….

Da passt ein kleines Gedicht, das ich mal geschrieben habe, ganz gut dazu:

Alle die wörter, überall, alle

laß sie flockig durcheinander wirbeln

aufeinandertreffen im tanz, im duell

laß sie schneidig sein, spritzig, mit wechselndem duft

laß sie farbig sein, bilder bauend

laß sie sich türmen, zerfließen, mondsüchtig sein.

 

Alle die wörter, ein bunter schatz

zum durchkosten, eintauchen und zauberin sein:

Auf geheiß lösen sie alle sich auf   –  es bleibt

bloß leerer raum

und  –  es wird … S T I L L

 

Ja, manchmal ist das schönste an den wörtern ihr verstummen –

wörter, eilfertige bediener der gedanken…

ausruhen, von allem, von allen geboten der stunde

im vertrauen, dass ein weckerchen läutet zur rechten zeit

                     dass die herzohren aufhorchen

                     dass erwachen geschieht.

 

Walk the Line               Dream Carefully

BE HERE NOW

Vor allem gehts mir darum,  aus dem Herzen zu schreiben (anstatt nur aus dem Kopf), aus den Füßen, dem Becken, fließend mit dem Atem verbunden… JA!

Noch etwas ist mir eingefallen, in bezug auf „Energie-Installationen“ (auch wenn es was anderes ist als bei Beuys): die alten Mayapriester und -Schamanen haben ihr heiliges Wissen nicht niedergeschrieben, sondern die unterschiedlichen Energien der Gottheiten, der archtypischen Kräfte in entsprechenden Steinen als Information, als abrufbaren Code eingespeichert  – Installation von göttlichem Wissen.

Heuer im Sommer durfte ich in Guatemala mit der Hilfe von Maya-Schamanen solche Naturaltäre kennenlernen und zumindest ansatzweise ihre wundersame Ausstrahlung erleben.

Das Foto zeigt einen solchen Naturaltar; dieser trägt die Information der göttlichen Ordnung und Gerechtigkeit in sich. Die Information erschließt sich für die Menschen, die dafür bereit sind und sich mit offenem Herzen nähern.                                                 Gilt das nicht ganz allgemein im Leben?!