Archiv für den Tag: 27. Juli 2023

Bühnenbildwechsel

Nach 10 Tagen Aufenthalt in Salzburg am Aigner Campingplatz (dort ist dzt. mein base camp) ein sehr willkommener Wechsel des Bühnenbildes: seit mehreren Tagen bin ich wiedermal im Mühlviertel (das ich sehr liebe!) – in einem Land-art-kurs in Haslach an der Mühl.

Jedes Jahr im Sommer gibt es hier ein Symposium im Textilen Zentrum in Haslach – drei Wochen tolles Kursprogramm, alles in Zusammenhang mit textilen Techniken. Und dann, an einem Wochenende, der fantastische Webermarkt in den Gassen und Plätzen von Haslach!

Ich war schon ein paar Mal in schönen Kursen dabei und bin auch heuer wieder recht begeistert! Eine kleine feine Gruppe, viel Anregung und kreative Inspiration… mein inneres Kind hat große Freude an dem oft spielerischen Tun und Werken, viel draussen in der Natur, manchmal gemeinsame Aktionen und wie von selbst entsteht Schönes, Interessantes, Liebenswertes. Es entsteht ja alles aus den Materialien, die wir in der Natur finden und je mehr sich der Blick, die Sinne öffnen, um so größer das Staunen, die Bewunderung, die Dankbarkeit!

Hab in einem sehr schönen Buch von Herman de Vries, einem bildenden Künstler, der sich zunehmends mit der Pflanzenwelt, mit „Land-art“ beschäftigt, ein Zitat von ihm gefunden, in dem er sagt, daß seine Poesie die Welt ist, die er jeden Tag neu schreibt… und sieht… und liest… und isst… und schläft… daß die Welt seine Chance ist, die ihn jeden Tag ändert… „meine Chance ist die Poesie“. Wie schön!

Im Zentrum des Kurses steht der Flachs bzw. die Leinpflanze, die ich ganz wunderbar finde – die blaue Blume!

Vor vielen Jahren hab ich erstmals im Mühlviertel die himmelblau wogenden Leinfelder gesehen und war sofort bezaubert! Nun, da ich wieder hier bin, wird die Liebe zu dieser Pflanze wieder lebendig. Der Anbau und die Verarbeitung von Lein bis zur Leinenweberei hat hier eine lange Tradition…

Wir dürfen auf den schönen alten Gerätschaften die getrockneten und verrotteten Pflanzenbündel (im oberen Foto) „brechen“ und hecheln, bis diese wunderschönen Flachsbündel, die dem menschlichen Haar sehr ähnlich sind, entstehen, die dann versponnen werden können. In einer Gemeinschaftsaktion entstand dieser „Teppich“ aus vielen vielen Flachsbündeln:

Flachs hat geniale Eigenschaften: die Motten fressen ihn nicht, er schimmelt nicht, wenn er naß wird, er ist robust und vor allem wunderschön! Diese Brauntöne – mehr ins Goldbraun oder mehr graubraune Töne, sanft schimmernd… was für ein wundervolles Geschenk von Mutter Erde an uns Menschen! Wie gerne würde ich ihn selber anbauen!

Vielleicht hat dieses Nomadenleben im Camper auch den Sinn, daß es meine Sehnsucht mehrt und nährt, mich an einem schönen natürlichen Ort (nicht mehr in der Stadtwohnung!) niederzulassen, Platz für kreatives Werken und Wirken zu haben, eine Werkstatt, die groß genug ist, daß andere Menschen auch drin werken können, mit Tieren zu leben, mit gleichgesinnten Menschen in der Nähe, vielleicht einmal in der Woche zu einem Tanzcafe´ einladen, ein Stück Land, das eine Oase sein kann in stürmischen Zeiten… Diese Träume sind ja nicht neu, sie leben nur hier jetzt wieder auf…

Wie sehr ich das liebe, mich in einer Gruppe kreativ zu betätigen – einfach, daß Menschen um mich herum auch werkeln und wir uns gegenseitig inspirieren! Es entstehen wunderschöne Dinge!

Noch ein paar Fotos von dieser Mühlviertler Landschaft (in der Nähe von Haslach bzw. Rohrbach). Ich finde die sanft geschwungenen Linien der Hügel, die goldgelben Felder, die weiten Himmel, die erhöhte Lage über dem Donautal ausgesprochen wohltuend!