Hin und her, auf und ab und darüber hinaus…

Es ist ein intensives Experiment, ein Abenteuer, mal nur im Camper zu leben! Die Pole sind weit ausgespannt, zwischen: „Ja! Genau so will ich leben!“ und „Hej, wieso mach ich das überhaupt? wieso inszeniere ich mir soviel Alleinsein?“

Auf der „Ja-Seite“ freue ich mich über so vieles: fast immer in der Natur zu sein, an wunderschönen Seen und Flüssen, in den Bergen, in der Früh aus dem Bus ins Gras zu steigen, bei offener Schiebetür mit schönstem Ausblick im Sonnenschein etwas zu kochen, die Gegend zu erkunden – zu Fuß oder mit dem Fahrrad, zu fotografieren und über meine Erfahrungen zu schreiben (!), meine kleinen Rituale zu machen (zum Beispiel den Ort, wo ich mit dem Bus stehen darf und all die Wesen, die dort leben, zu begrüßen, mich zu bedanken…), an wunderschönen Orten zu meditieren, zu tönen für einen Ort, meine Lieder zu singen… einfach heraussen zu sein aus gewohnten Abläufen und Wegen, wenig zu planen, Schritt für Schritt… ganz auf Vertrauen setzen, auf meine innere Führung… der Weg entsteht im Gehen, ganz konkret…

Im anderen Pol setzt mir manchmal das viele AlleinSein zu, sehne ich mich nach tiefergehenden, freudvollen Begegnungen, fühle ich mich verletzlich, ausgesetzt, zweifle an der Sinnhaftigkeit dieses Experiments…

WIr leben ja immer in diesem Auf und Ab, in diesen Wellenbewegungen… seit ich im Camper lebe, scheint mir der Seegang oft stärker zu sein!

Und dann fällt mir wieder ein: ich kann mich jederzeit für etwas anderes entscheiden, es gibt so viele Möglichkeiten, es geht nur drum, gut in mich reinzuspüren: was ist dran, was will gelebt und erfahren werden…? Dazu ein Zitat von Chameli Ardagh, der Gründerin von Awakening Women, einer Mystikerin und Yogini, deren Schriften ich gerne lese:

„Erinnere dich daran, daß du in einem Feld von unendlichen Möglichkeiten lebst…. dein Gehirn wird weiter nach dem Vertrauten suchen und so deine Möglichkeiten einschränken. Laß deinen Geist offen sein wie eine Blume. Übe dich darin, im Staunen zu bleiben.“

Derzeit fühle ich mich rund und innerlich gut genährt: habe am vergangenen Wochenende an einem Seminar für Heiltönen, Seelengesang, Obertongesang teilgenommen – an einem wunderschönen Ort in der Nähe vom Wörthersee mit ganz lieben Menschen!

Ein wunderschöner, überdachter Dom (Rundbau) – mit einer fantastischen Akkustik!

Nach längerem Alleinsein wieder in einer Gruppe zu sein – was für ein abrupter Wechsel des Bühnenbildes! Hat sehr gut getan, hat mich berührt, zunächst auch etwas verunsichert (da komm ich aus meiner „einsamen Wildnis“… gehöre ich da überhaupt dazu…?…) noch dazu waren alle deutlich jünger als ich… was natürlich gleichgültig ist, wenn Liebe fließt… und sie ist reichlich und heilsam geflossen – mit den Tönen, den Gesängen, dem Miteinander-Sein…. DANKE DANKE DANKE!

Und jetzt bin ich am wunderschönen Weißensee, bei schönstem Sommer- und Badewetter – ein weiteres Geschenk!

Und nun, wo ich wieder voller Freude und offen bin, ergeben sich wie von selbst immer wieder nette Begegnungen mit lieben Menschen – am Campingplatz, der Kellner im Lokal ist superfreundlich, der junge Mann, der am Schiff die Karten verkauft, lächelt mich immer wieder an… so eindeutig: was wir ausstrahlen, kommt umgehend zurück!

Christopher, der das Seminar geleitet hat, hat etwas gesagt, das in mir noch nachklingt: er erzählt, daß er sich vor Jahren ganz klar entschieden hat, in Liebe zu leben und daß dann dieser Entschluß in den kommenden Jahren immer und immer wieder getestet und vom Leben abgefragt worden ist: wie ist es in dieser und in dieser und in jener Situation – bleibst du in der Liebe oder hältst du noch fest? Agierst /reagierst du noch aus alten Mustern heraus? Es wurde ihm also gezeigt – immer wieder – wo noch Schatten sind… also viel innere Arbeit… und anscheinend ist er da ziemlich durch… sehr inspirierend!

Und was er gesagt hat, hat mir bewußt gemacht, daß es einen großen Unterschied macht, ob ich in meinen Gebeten darum bitte, in Liebe durch den Tag, durch´s Leben zu gehen oder ob ich sage: ich entscheide mich für die Liebe, für ein Leben in Liebe! Da ist soviel mehr Kraft und es macht mich wacher, fordert mich viel mehr heraus! Und das hat nichts zu tun mit immer lieb und nett sein; doch es hat sicherlich zu tun mit einem grundlegenden Wohlwollen mir selbst und anderen Wesen gegenüber… Liebe hat so viele Gesichter! Und das braucht auch Mut…