Zu Ehren der Dunklen Zeit

Ich liebe die dunkle Jahreszeit, ihre Tiefen und Untiefen, ihr Mysterium, ihre Einladung, ganz zu uns selbst, nach innen zurückzukehren.

Ihr zu Ehren also das eine oder andere Gedicht:

Du, Reisende!

Schöne!

Wanderin

Durch den Jahreskreis

 Durch dreizehn Monde

 Ringe bildend wie ein Baum…

 Spät ist´s geworden

 Sagst du

 Und nickst unverfroren.

 Es rappelt der Wind

 Laß sinken, sink

 Das Becken schwer, ah!

 Tief rab, rab in die

 Dunkle Zeit.

 

 Du, Reisende!

 Schöne!

 Senk ab, gut gut

 Dein Blut in die Wurzeln        

 Wurzel-Blut

 Dein Blutwurz-Geruch

 Im trauten Moder von Laub.

 Singend sinkst du

 Wallendes blindes

 Sinkelied

 Sinkendes blutvolles

 Liebeslied

Liebe sinkt und singt

Der Dunklen Zeit

 

 Du, Reisende!

 Schöne!

 Deine Blätter verfliegen…

 Ja, sagst du,

 ich öffne Arm um Arm

 und Hand um Hand.

 Rab die dürre Buntheit,

 rein in die Schürze

 der Großen Einen

 Nun die Einkehr, Heimkehr

 Heim in die Stille

 Der Dunklen Zeit.

 

 Du, Reisende!

Schöne!

 Hier in der Stille:

 Bein an Gebein

 Karge Wahrheit, die sagt:

 Was ist, ist.

 Was bleibt?

 Was bleibt sinkt

 Singt das Sinkelied

 Das magenta-farbene Liebeslied

 An die Dunkle Zeit.

Hab ich vor etwa 2 Jahren, um diese Zeit herum, geschrieben.

 

und nun dieses schöne Herbst-Gedicht von R.M.Rilke:

Herbst

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,

als welkten in den Himmeln ferne Gärten;

sie fallen mit verneinender Gebärde.

 

In den Nächten fällt die schwere Erde

Aus allen Sternen in die Einsamkeit.

 

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.

Und sieh dir andre an: es ist in allen.

 

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen

Unendlich sanft in seinen Händen hält.