Archiv für den Tag: 8. April 2021

Poesie: Ein Augenblick ohne Gedanken

Ein Augenblick ohne Gedanken
die Hintergrundgeräusche verschwinden
und plötzlich kann ich
die Stille zwischen den Klängen hören
die Stille auf der Unterseite der Klänge
aus der alle Klänge hervortreten
wie Wellen aus dem Meer.

Ein Augenblick ohne Gedanken
und der Nebel löst sich
und die Welt ist voll von
durchscheinendem Licht
mit immer neuen Einzelheiten
mit neuer Klarheit, Farbe und Tiefe.

Ein Augenblick ohne Gedanken
und diese Straßen der Vorstadt
sind eine unberührte, neue Welt
wie ein Garten, der von Tau funkelt
am Morgen nach der Schöpfung
als wäre die Hülse des Bekannten
aufgebrochen und abgefallen
und hinterließe nackte Ursprünglichkeit.

Ein Augenblick ohne Gedanken
und ich stehe nicht mehr einzeln
bin keine Insel mehr, sondern Teil des Meeres
kein statisches Zentrum mehr
sondern Teil eines fließenden Stroms.

Ein Augenblick ohne Gedanken
und der Zug kommt zwischen zwei Stationen zum Halten
und es hat niemals Bewegung, nie Gleise gegeben.
Ein Augenblick wie ein Wurmloch
das sich grenzenlos ausweitet
als ginge ich durch ein enges Tor
in eine endlose, offene Ebene –
das Panorama der Gegenwart.

Und diese neue Welt der Nicht-Gedanken
ist weder fremd noch ungewohnt
sondern ein von Güte durchwehter Ort
und sanft schimmernde Energie füllt jede Lücke
und das Sonnenlicht ist das durchdringend weiße Licht
des Geistes.

Der tiefste, vertrauteste und wärmste Ort –
der Boden, in dem ich wurzele.

von Steve Taylor; in newslichter.de gefunden, am Ostersamstag… ich finde, das Gedicht hat gut zum heurigen Osterfest gepasst, das ich ruhig und still erlebt hab… mich „am Panorama der Gegenwart“ erfreuend!